Von Waldheim nach Leipzig...

März 16, 2020

Das Entsetzen in Waldheim war in den letzten Wochen groß. In der letzten Februarwoche wurde bekannt, dass Beiersdorf die Produktion im alten Florena-Werk in Waldheim schließen wird und stattdessen komplett in ein in Leipzig neu zu errichtenden Betrieb umziehen will. Auch wenn nach Presseberichten offenkundig Betriebsrat und Gewerkschaften in den Plan involviert waren und allen in Waldheim beschäftigten eine neue Stelle in Leipzig versprochen wurde, so sind die Folgen für Mittelsachsen und die Stadt Waldheim gravierend: Wegzüge, Steuerausfälle und letztlich auch ein Teil der Identität des Ortes. Kosmetik kam in der DDR von Florena in Waldheim. Für viele Ostdeutsche ist das noch immer so.

Letztlich bleibt, dass die Beiersdorf AG alle Beteiligten hinters Licht geführt hat. Nach ursprünglichen Aussagen sollte der mit öffentlichen Geldern geförderte Fabrikneubau in Leipzig nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zum traditionsreichen Florena-Stammwerk entstehen. Immerhin einer der wenigen Betriebe in Sachsen, der nach der Wende ursprünglich von der eigenen Belegschaft gerettet wurde. Nun wird jedoch auch dieser Betrieb zur Industrieruine.

Und ja, alle die nun die Beiersdorf dafür kritisieren, dass es sich im Kapitalismus wie ein kapitalistisches Unternehmen benimmt und in erster Linie an seine Profite und nicht an regionale Verantwortung denkt haben Recht. Aber es stellt sich auch noch eine andere Frage. Es ist die Frage warum ein Unternehmen, dass offenkundig weiter in Sachsen produzieren will, für sich im ländlichen Raum keine Perspektive sieht, sondern in der Großstadt Leipzig neu beginnen will.

Zwar hatten im letzten Landtagswahlkampf alle plötzlich den ländlichen Raum für sich entdeckt, aber die Situation vor Ort ist nicht immer rosig. Das beginnt bei Schulschließungen, abbestellten Busse und stilgelegten Eisenbahnlinien, kein schnelles Internet vor Ort oder Ärztemangel. Die Liste ließe sich fortsetzen und hat unmittelbar mit mehr als einem Vierteljahrhundert CDU-Regierung zu tun. Letztlich ist ein Unternehmen den Weg gegangen, den jährlich auch viele junge Sachsen gehen…