Nicht nur an die Leuchttürme denken!

November 04, 2019

Sachsen soll Industrieland bleiben – da ist es ein gutes Zeichen, wenn die Autoindustrie als eine der Säulen des sächsischen Industriestandortes auf der Höhe der Zeit ist und heute in Zwickau die Produktion des ersten E-Auto-Großserienmodells von VW startet.

Allerdings wird die Freude durch den gerade in Sachsen sozial völlig ungeordneten Strukturwandel im Automobilbereich stark getrübt. So schön Beschäftigungsgarantien für Stammbelegschaften sind, das Schicksal der entlassenen Leiharbeiter der vergangenen Jahre darf uns nicht unberührt lassen! Zudem sind zurzeit durch die Umstellung auf E-Mobilität Zehntausende Arbeitsplätze vor allem in den Zulieferunternehmen und bei den Werkzeugbauern bedroht. Ihr Schicksal entscheidet über die soziale Stabilität der Region.

Es wäre schön, wenn Kretschmer und Dulig mal wieder mit dem Kopf aus dem Sand der Braunkohle-Gruben rauskämen: In der sächsischen Automobilindustrie drohen Zehntausende Arbeitsplätze durch die Umstellung auf Elektromobilität wegzufallen, und dem amtierenden stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Dulig fällt nichts ein außer der lapidaren Aussage, dass seiner Meinung nach „alle betroffenen Arbeitnehmer auch künftig eine gute Arbeit in Sachsen finden werden." Zu Recht werden die Bergleute nicht mit einem solchen „Argument“ abgespeist, es ist dann aber umso dreister und doppelmoralischer, mit diesem Spruch die Sorgen von Beschäftigten einer sächsischen Schlüsselindustrie abzutun.

Sachsen braucht Strukturpolitik nicht nur in der Lausitz und im Südraum Leipzig, sondern gerade auch in der traditionellen Industrieregion Chemnitz/Erzgebirge. Bei dem Thema herrscht aber bisher Schweigen im Walde. Ministerpräsident Kretschmer beschäftigt sich zwar mit denen, die Auto fahren und steigende Spritpreise fürchten, aber diejenigen, die Autos bauen bzw. in der Zulieferindustrie arbeiten, kommen in seiner Welt nicht vor.